www.banknotesworld.com - DAS deutschsprachige Banknotenforum
Registrierung Kalender Mitgliederliste Teammitglieder Suche Häufig gestellte Fragen Zur Startseite

www.banknotesworld.com - DAS deutschsprachige Banknotenforum » Allgemeines » OffTopic » Hafen in der DDR » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
Letzter Beitrag | Erster ungelesener Beitrag Druckvorschau | An Freund senden | Thema zu Favoriten hinzufügen
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Zum Ende der Seite springen Hafen in der DDR
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »
Ex-Forumsmitglieder
unregistriert
Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hallo captainpeter....

Ich habe da mal eine Frage an Dich. Bist Du zu DDR - Zeiten mal in den Rostoker Hafen eingelaufen......oder einem anderen DDR Hafen...!!!???

Wenn dort ein Schiff vor Anker lag, soll vor dem Schiff ein kleines Haus mit zwei Soldaten gestanden haben. Dort mußte man sich ausweisen wenn man das Schiff verlassen oder wieder betreten hat.
Für Fremde war somit der Zutritt unmöglich.

Kannst Du was dazu sagen....!!!???


Gruss
Matthias
22.07.2004 21:36
captainpeter   Zeige captainpeter auf Karte captainpeter ist männlich
Besitzer aller Balboas

Dabei seit: 12.05.2004
Beiträge: 6.987

RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hi Matthias,

Zitat:

Bist Du zu DDR - Zeiten mal in den Rostocker Hafen eingelaufen......oder einem anderen DDR Hafen...!!!???


ja - natürlich. X-mal. Und immer wieder gerne!
Wismar, Saßnitz, und natürlich Rostock (genauer gesagt: Warnemünde, wo der Überseehafen liegt. Der Rostocker Stadthafen ist nicht so tief und für große Ozeanschiffe ungeeignet.


Zitat:
Wenn dort ein Schiff vor Anker lag, soll vor dem Schiff ein kleines Haus mit zwei Soldaten gestanden haben. Dort mußte man sich ausweisen wenn man das Schiff verlassen oder wieder betreten hat.


ja. völlig richtig.
"Haus" ist natürlich stark übertrieben, es war eine mobile Wachbude aus Holz. Darin waren immer 2 Bedienstete der Grenztruppen, die alle kontrollierten, die vom Schiff herunter an Land wollten (also unsere Besatzung) und von Land aufs Schiff wollten (Hafenarbeiter, Makler, Monteure etc.)

Wenn man einen DDR-Hafen anlief, lief das so ab:
Nehmen wir Rostock-Warnemünde.
Vorher Telegramm oder Fernschreiben-Telex (email gab es damals natürlich noch nicht) an den VEB "Schiffsmaklerei Rostock". Die haben alles vorbereitet, also den Liegeplatz im Hafen, die Hafenarbeiter bestellt, die Lastwagen oder Platz im Lagerschuppen bzw. die zu ladende Ware klargemacht.
Der Lotse kam weit draußen am Beginn des Ansteuerungsfahrwassers beim Tonnenpaar 1 und 2 per Kutter an Bord. Der hat uns dann an den Liegeplatz im Überseehafen gebracht.

Dann ging es los:
Es kamen an Bord:

1. Hafen-Gesundheitsdienst (denen mußte ich bestätigen, daß keiner meiner Leute an einer ansteckenden Krankheit leidet, wir keine Ratten an bord haben und sonst eben alles gesund und munter ist.) Dann bekam ich von denen einen Zettel, und die Quarantäne war aufgehoben.

2. nun kamen auch schon die Grenztruppen, die gleich ihr Häuschen mitgebracht hatten und zwei Mann unten an der Gangway postierten.
Zusammen mit der Volkspolizei und der Staatssicherheit wurden unsere Dienstpässe in augenschein genommen. Ein Beamter der Grenzruppen füllte nun aufgrund dieser Dienstpässe für jeden von uns eine Landgangskarte aus. Diese berechtigte uns, in der DDR visafrei an Land zu gehen. Die Dienstpässe wurden für die Dauer der Liegezeit des Schiffes im Hafen dann an Land bei den Grenztruppen verwahrt und kurz vor Auslaufen wieder gegen Rückgabe der Landgangskarten ausgehändigt. So wurde sichergestellt, daß alle von uns bei Abfahrt an Bord waren, also keiner illegal in der DDR verblieben ist.

(man lache jetzt nicht, das ist mir tatsächlich einmal passiert! Ein philippinischer Seemann hatte sich in Rostock in ein Mädel verliebt und wollte absolut nicht mehr aufs Schiff, sondern koste es was es wolle in der DDR bleiben und sie heiraten. Natürlich ging das nicht. Die Volkspolizei hatte ihn bei dem Mädel zuhause geschnappt und ihn mir postwendend wieder zurück aufs Schiff gebracht und dem armen in ein schönes blondes großes deutsches Mädchen verliebten Jungen höflich und bestimmt klargemacht, daß das nicht der richtige Weg sei, um sich einen Daueraufenthalt in der DDR zu verschaffen. Er könne nicht einfach vom Schiff desertieren, sonden müsse den ordentlichen Behördenweg gehen.)

So, weiter.

3. dann kam der Zoll, schaute sich die entsprechenden Deklarationen an und durchsuchte die Kabinen. Besonders waren sie hinter illegal eingeführtem DDR-Geld her und Sachen, die man in der DDR gut verkloppen konnte (Lederjacken, Jeans, Videogeräte etc.). Aber sie haben uns als italienisches Schiff immer sehr höflich und nicht streng oder gemein behandelt. Die westdeutschen Schiffe hatten da naturgemäß etwas strengere Prozeduren zu erdulden.

4. dann kam der Makler noch, um mit mir alles Nötige zu besprechen. Was laden/ausladen, wie, von wann bis wann, und das ganze organisatorishe Trara eben.

Bei Abfahrt kamen dann alle außer dem Gesundheitsdienst nochmal und "klarierten das Schiff aus", wie man das nennt.
Das war die strengste Prozedur. Da gab es keinen Pardon.
Der Hauptschwerpunkt lag natürlich auf dem Problem der Republikflucht.
Das Schiff wurde genauestens durchsucht, daß ja kein Bürger der DDR sich da etwa damit wegstehlen wollte.

und das ist mir auch einmal passiert:
Wir waren mit allem fertig, hatten den Hafen schon verlassen, der Lotse brachte uns durchs Fahrwasser in Richtung Ostsee. Auf einmal melden sich am UKW die Grenzruppen: "Schiff sofort aufstoppen, umdrehen, zurück in den Hafen!"

Keiner wußte, was los war, der Lotse brachte uns zurück an den Liegeplatz. Da war aber was los!
Mein lieber Mann: Grenztruppen, Volkspolizei, Stasi, - soweit das Auge reichte.
Sie hatten einen Wink bekomen, daß ein DDR Bürger an Bord sei.
Und tatsächlich fanden sie nach nochmaliger stundenlanger Durchsuchung einen versteckt in einem Pumpenraum, der sich irgendwie als Hafenarbeiter an Bord geschmuggelt hatte, und die Leute im berühmten Häuschen hatten ihn wohl beim Anbordgehen nicht aufgeschrieben oder wie auch immer.

Auf jeden Fall war das Schicksal des Ärmsten besiegelt. Republikflucht in übelster Form!
Ich stand dann auch noch auf der Drehscheibe bei der Stasi, weil ich mußte denen glaubhaft machen, daß ich keine Beihilfe geleistet habe und nichts von alledem wußte. Konnte ich auch, man hat mich ja gekannt, und ich hatte nie Mist gebaut in der DDR.

Zitat:
Für Fremde war somit der Zutritt unmöglich


ja. das kann man so sagen. Wer nicht die entsprechenden Passierscheine und offiziellen Aufträge hatte, kam niemals in einem DDR-Hafen so einfach auf ein Schiff hinauf.

hoffe, das gibt ein paar Eindrücke aus dieser Zeit. Hätte noch hundert DDR-Stories und natürlich SU und alle diese länder. Ich bin da immer gerne hinigefahren, und Rußland ist sowieso für den Seemann das beste Land seit jeher. fröhlich

ciao
Capt. Peter
22.07.2004 23:04 captainpeter ist offline Beiträge von captainpeter suchen Nehmen Sie captainpeter in Ihre Freundesliste auf
Ex-Forumsmitglieder
unregistriert
RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Also stimmt es doch. Mir hat man das nämlich erzählt......so richtig Glauben konnte ich das mit dem Häußchen nicht. Also hast Du mir die Sache doch bestätigt.

Gab es im Hafengelände Geschäfte....???!!! Konntet Ihr dort mit Valuta bezahlen oder nur mit DDR - Mark....!!!???

Es gab ja in der DDR auch das sogenannte Schiffsgeld. Mit diesen "Geld" soll man in Geschäften im Hafen bezahlen haben können.


Ich danke Dir bis jetzt für Deine Ausführungen, sehr interessant darüber etwas zu erfahren. Ich habe zwar in dieses Land 20 Jahre gelebt, die Häfen habe ich aber nur von weitem gesehen.

Kurz nach der Wende war ich mal in Peenemünde, da lag zu diesem Zeitpunkt noch die ganze Marineflotte, bis sie nach Indonesien verkauft wurde.
Das war schon ein imposanter Anblick, so viele Kriegsschiffe auf einen Blick.

Gruss
Matthias
23.07.2004 07:22
captainpeter   Zeige captainpeter auf Karte captainpeter ist männlich
Besitzer aller Balboas

Dabei seit: 12.05.2004
Beiträge: 6.987

RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Zitat:

......so richtig glauben konnte ich das mit dem Häußchen nicht. Also hast Du mir die Sache doch bestätigt.


das war ein absolut effizientes System, um genau zu kontrollieren und Übersicht zu haben, wer auf Schiffen in DDR aus- und ein ging und auch aufgrund der strengen Reiserestriktionen damals praktisch ein Muß.
In andren ehemaligen Ostnlockländern, z.B. Rußland, obwohl es keine solchen Reisebeschränkungen mehr gibt, haben sie das System heute noch. Nicht, weil irgendwie noch sinnvoll, aber in lieber alter Sowjetgewohnheit ist in Rußland noch vieles so, wie es damals war, und keiner will der erste sein, der es abschafft.
In Sankt-Petersburg und Königsberg und allen anderen russischen Häfen ist z.B. ist sogar Doppelkontrolle:

1. das Häuschen an der Gangway des Schiffes.
2. am Hafentor nochmal.

Man nennt diese Kontrollstellen KPP (Kontrol Propuskiy Punkt).
Passierscheinkontrollpunkt.

Da kriegst Du sogar Stempelchen. anbei Scans.

Zitat:
Gab es im Hafengelände Geschäfte....???!!!


ja, Intershop. Dort konnte man gut einkaufen. Er führte zum normalen Angebot aller Intershops (Zigaretten, Schnaps etc) auch Sachen, die auch besonders auf Seeleute zugeschnitten waren. z.B. gute Taschenmesser, Arbeitskleidung, warme Wintersachen ...

Zitat:
Konntet Ihr dort mit Valuta bezahlen oder nur mit DDR - Mark....!!!???


im Intershop NUR mit Valuta
Wenn man dann normal in die Stadt ging, zahlte man mit Mark der DDR, die man vorher zum offiziellen Kurs über die Schiffsmaklerei zu tauschen hatte. Ist bei Abfahrt des Schiffes was übriggeblieben, wurde wieder in Westgeld zurückgetauscht, denn DDR-Mark durften ja nicht ausgeführt werden.
Freilich begegneten uns im Hafen und in den Hafenstädten auch ständig Leute, die schwarz tauschen wollten. Das war ja in der DDR überall so, wo Ausländer aus dem kapitalistischen Ausland waren.

Zitat:
Es gab ja in der DDR auch das sogenannte Schiffsgeld. Mit diesen "Geld" soll man in Geschäften im Hafen bezahlen haben können.


das war aber nicht für uns. Dieses Schiffsgeld galt auf Passagierschiffen der DDR zum Einkauf in Läden direkt auf diesen Schiffen, soweit ich weiß.
Jeder Seemann in der DDR-Handelsmarine auf Schiffen, die ins KA fuhren, bekam überdies einen kleinen Teil seines Gehalts in Valuta ausbezahlt. Ich glaube, so 5 DM am Tag für jeden Tag außerhalb des sozialistischen Staatenbereichs. Damit konnten diese Seeleute auch in kapitlistischen Häfen dann an Land was einkaufen oder zu Mädchen gehen.
Da es bekannt war, daß DDR-Seeleute natürlich nicht so viel Valuta hatten, genossen diese in den Puffs weltweit Spezialtarife. Die Puffmütter wußten immer genau, welche Schiffe im Hafen waren und ein DDR-Seemann bezahlte wesentlich weniger als wir. So genoß man nebst vielen anderen Dingen in der DDR-Handelsmarine auch diesen Vorzug.
Aber viel haben die DDR-Seeleute ohnehin nicht ins Puff geschleppt. Sie haben die Valuta gespart für andere Sachen.

z.B. ein Riesengeschäft lief immer, wenn ein DDR-Schiff durch den Nord-Ostsee-Kanal auf Heimreise nach Rostock oder Wismar ging. Der NOK gehörte ja zu Westdeutschland.
jedes DDR Schiff hatte einen Quelle-Katalog an Bord. Natürlic hstreng geheim und versteckt vor den Augen des Polit-Offiziers.
In der Schleuse von Brunsbüttel (Westeingang Norsee) wurden die Bestellungen dann aufgegeben. Es gab dafür geschäftstüchtige Westdeutsche, die davon lebten. Da wurden Fahrräder, Fernseher, Videos etc bestellt. Nach 10 Stunden in der Schleuse von Kiel (östl. Ausgang Ostsee) kamen die Sachen dann an Bord. Alles streng illegal aus DDR-Sicht.
Der Kapitän hat natürlich weggesehen, oder durch einen Offizier selbst was für sich einkaufen lassen (was wahrscheinlicher ist).
Dann kam das Schiff nach Rostock und nun mußte das Zeug ja aus dem Hafen raus.
Auch da gab es Tricks:
Berühmt berüchtigt war der Wäschereiwagen.
Das Schiff gab ja einen ganzen LKW voll schmutziger Wäsche an Land zum Waschen. Und daruinter befanden sich dann die guten Westwaren von Quelle aus dem Nord-Ostee-Kanal.

Die Behörden haben das natürlich gewußt. Die waren ja alles andere als blöd in der DDR.
Außerdem war der Makler des "VEB Deutsche Seereederei" im Nord-Ostsee-Kanal die Firma Zerssen. Die bekamen nebst den normalen Klarierungs- u. Passagegebühren für den Kanal auch Geld von der DDR, um genau zu melden, welches Schiff wieder was bei Quelle eingekauft hat. So hat die westdeutsche Firma Zerssen brav für den DDR-Zoll spioniert.

Manchmal ließ man auch was hochgehen, aber wie gesagt, durch Rostock und Wismar kamen viele Sachen illegal ins Land.



Zitat:
Ich habe zwar in dieses Land 20 Jahre gelebt, die Häfen habe ich aber nur von weitem gesehen.


das ist klar. Wer dort nicht in offizieller Tätigkeit oder Mission was zu tun hatte, hatte im Hafenbereich nichts verloren.
ist heute noch in Rußland so.
Da muß man am KPP kräftig schmieren, wenn man ein Mädchen mit an Bord bringen will.
In SAnkt Petersburg geht es mittlerweile gegen 20 Dollar schwarz an die Grenzmiliz. In Königsberg kannst Du es vergessen. Die sind heute noch tiefste SU.

ciao
C.P.
23.07.2004 09:18 captainpeter ist offline Beiträge von captainpeter suchen Nehmen Sie captainpeter in Ihre Freundesliste auf
captainpeter   Zeige captainpeter auf Karte captainpeter ist männlich
Besitzer aller Balboas

Dabei seit: 12.05.2004
Beiträge: 6.987

RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

nochmal KPP
23.07.2004 09:19 captainpeter ist offline Beiträge von captainpeter suchen Nehmen Sie captainpeter in Ihre Freundesliste auf
captainpeter   Zeige captainpeter auf Karte captainpeter ist männlich
Besitzer aller Balboas

Dabei seit: 12.05.2004
Beiträge: 6.987

RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

und nochmal KPP
23.07.2004 09:20 captainpeter ist offline Beiträge von captainpeter suchen Nehmen Sie captainpeter in Ihre Freundesliste auf
captainpeter   Zeige captainpeter auf Karte captainpeter ist männlich
Besitzer aller Balboas

Dabei seit: 12.05.2004
Beiträge: 6.987

RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

in Königsberg sind sie, wie ich ja schon sagte, doppelt 100%-ig.
Es gibt am KPP Stempel, dann wird der Dienstpaß einbehalten und dafür gibt es eine Landgangskarte.
hier ein Königsberger Propusk:
(Propusk = Passierschein)
23.07.2004 09:34 captainpeter ist offline Beiträge von captainpeter suchen Nehmen Sie captainpeter in Ihre Freundesliste auf
Ex-Forumsmitglieder
unregistriert
RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Deine Postings lesen sich einfach Klasse.

Die DDR-Bürger die im Ausland arbeiteten, Syrien,Österreich usw. bekamen auch DM, das wurde aber auf ein Genex - Konto eingezahlt. Da gab es ein speziellen Genex-Katalog, wie Quelle, dort konnten Sie dann Ihre DM ausgeben.

In dem Katalog gab es einfach alles, Autos, Fertigteilhäuser, Fernseher, Klamotten, Schmuck....usw. Habe so einen Katalog mal gesehen. Besitzen tue ich leider keinen.

Hast Du eigentlich noch Fotos aus "DDR-Zeiten" von den Häfen der DDR....!!?? Oder war Fotografieren ein absolutes Tabu-Thema....??!!


Gruss
Matthias
23.07.2004 11:32
captainpeter   Zeige captainpeter auf Karte captainpeter ist männlich
Besitzer aller Balboas

Dabei seit: 12.05.2004
Beiträge: 6.987

RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Zitat:

Deine Postings lesen sich einfach Klasse.


danke. ja, man hat schon was erleben können damals in der DDR. fröhlich

mein allererster Kontakt mit diesem Valuta-Problem war anno 1976 in Aden. Damals noch DVR Yemen.
Da war auch eine art Intershop. ich hatte mir dort eine Tafel englischer Schokolade ausgesucht, und an der Kasse wollte ich bezahlen. Wir hatten vorher an Bord die Landeswährung bekommen, also die Yemen-Dinars - die heute alle sehr wertvoll sind.
An der Kasse hieß es natürlich "Njet, Nein, No! - nur Valuta, GBP, CHF, DEM, USD."
Ich begriff überhaupt nicht, warum ich denn mit den schönen Yemen-Dinars hier nichts kaufen konnte.
Neben mir eine Familie aus der DDR. Vater, Murtter, hübsche blonde Tochter. Die beobachteten mein Problem und der Vater begann mich ein wenig auszufragen. Warum ich denn keine Valuta hätte? Ob wir den an Bord eines kapitalistischen SChiffes keine Schokolade hätten?

ich hab geantwortet, nein, nix, wir kriegen nur Landeswährung und der Kapitän ist ein totales Arschloch und hat nur Schnaps in der Kantine zum Verkauf und sonst nix!

Da hat der DDR-Mensch irgendwas aus der Tasche gezogen und dem Kassierer gegeben und die SChokolade für mich bezahlt! ich wollte ihm Dinars dafür geben, aber er hat gesagt: lassen es stecken, mein Junge!

War sicher ein Diplomat oder Techniker oder sonstwas, aber so habe ich als Westbürger seinerzeit im tiefsten sozialistischen Yemen von einem DDR-Bürger eine Tafel englische Schokolade bezahlt bekommen.

Zitat:
Hast Du eigentlich noch Fotos aus "DDR-Zeiten" von den Häfen der DDR....!!??


ich fürchte nein. Rostock und Warnemünde waren damals eigentlich nicht so attraktiv, als man da hätte groß was knipsen wollen.

Zitat:
Oder war Fotografieren ein absolutes Tabu-Thema....??!!


mnatürlich war es verboten, Hafenanlagen, Brücken und militäörische Objekte sowieso zu knipsen. Aber das konnten sie nicht kontrollieren.
Das wäre leicht gegangen. Die Grenztruppen unten in der Bude konnten ja nicht sehen, was auf dem Schiff passiert, und es hat sie auch nicht interessiert. Sie waren verantwortlich, Übersicht darüpber zu behalten, wer gerade weg ist vom Schiff oder drauf.

Man hätte aber ohne weiteres mit der Kamera nach Rostock hineinfahren dürfen und dort knipsen. Kein Problem. Aber ich habe es nie gemacht, wie gesagt.

ciao
C.P.
23.07.2004 12:25 captainpeter ist offline Beiträge von captainpeter suchen Nehmen Sie captainpeter in Ihre Freundesliste auf
Ex-Forumsmitglieder
unregistriert
Daumen hoch! RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Das liest sich wirklich Spitze, da werden ja allte vergessene Erinnerungen wieder war. Ich habe den Überseehafen in Warnemünde-Rostock zB. nur aus der Ferne bewundern können. Als ich 1988 an der Ostsee im Urlaub war , durften wir uns die Ozean-Riesen nur vom weitem beäugen...... heulend heulend heulend
23.07.2004 16:57
captainpeter   Zeige captainpeter auf Karte captainpeter ist männlich
Besitzer aller Balboas

Dabei seit: 12.05.2004
Beiträge: 6.987

RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Zitat:

Als ich 1988 an der Ostsee im Urlaub war , durften wir uns die Ozean-Riesen nur vom weitem beäugen...... heulend heulend heulend


ja, bitter ist's. Und heute ist im Überseehafen nix mehr los. Läuft alles über Hamburg unglücklich
Damals, als es das Tor der DDR zur Welt war, da brummte das aber.

ein mal weiß ich noch eine Episode.
Wir waren angekommen im Bassin B.
Zoll da, und in irgendwas hatten sie sich verbissen. Irgendein Zollmanifest über riegndwas. Egal. Irgendein Blödkram.
Nichts ging vorwärts, dauernd kamen noch Ranghöhere und dann auch noch die Herrschaften ohne Uniform, die sich nie mit Namen vorgestellt haben, und hin und her und lästig alles.

Das ging schon 4-5 Stunden so, wir durften nicht aus- und einladen, keiner an Land. Ich hatte im Empfangssalon eine schöne Espressomaschine und habe dann vorgeschalgen, daß wir mal alle Pause machen.
Da sagte ein dummer junger Unterleutnant: "Nein! Abgelehnt! Kein Kaffee!"
Ich hab gefragt - warum keine Lust auf guten Kaffee?
"NEIN !!! Mit einer Tasse Kaffee fängt es an und mit Bestechung hört es auf!"

Da habe ich gesagt, lassen Sie sich nicht auslachen, Genosse Unterleutnant! ich habe gar kein Interesse, euch zu bestechen, auf meinem SChiff herrschen lediglich die normalen Gepflogenheiten der guten Erziehung und Gastfreundschaft!"

Er hat dann natürlich von den anderen aufs Maul gekriegt und wir haben schön Espresso getrunken. Das war den Beamten nämlich sehr peinlich. Geradde gegenüber nichtsozialisischen Ausländern wollten Sie immer eine gute Figur machen und waren darauf ausgebildet, nicht hinterm Mond zu sein in der DDR und sich blöde anzustellen. Irgendwann kam dann ein ganz hohes Tier und hat gesagt, "ist gut. Schiff darf ausladen."

Bestechlich waren die DDR Behörden im Gegensatz zu ihren sowjetischen Kollegen wirklich nicht. In sowjetischen Häfen lief schon damals nichts ohne Marlboro und Whiskey als Geschenke. Aber in der DDR nicht.

Die weiblichen Beamten der Grenzrtuppen und Gesundheitsbehörde usw haben aber schon mal ein Geschenk angenommen. Aber nie danach gefragt oder verlangt. Auf der Spitze der Hitliste war Kaffee natürlich, dann Nutella, alles süße, was in gefälligen Verpackungen war, das haben sie dannschon genommen. Aber nie direkt im Anschluß an eine REklamation oder ein Problem. Da haben sie sehr aufgepaßt, daß es eben nicht als Bestechung aussah.


Jaaa, und dann natürlich in Rostock!

Da ging man nicht in die damals schon exklusive "Hansakogge" am Stadthafen, oder zu den Valuta-Nutten ins Warnow-Hotel ... nein, der Seemann ging in den STORCH!

Das war ein Lokal!!!!
Es war in Bargeshagen, kleines Kaff etwa 6 km außerhalb von Rostock.
Das war nicht mehr DDR!
Da wurde die gesunde Volkssprache gesprochen, da durfte auch mal ein Erich-Witz fallen und gelacht werden.
Da saß aber schon alles. Pink und Punk, linienfeindlich, Schwarzhandel, Schmuggel, .... alles, was es in der DDR offiziell nicht gab.
ich hab mal einen Mann von der Stasi gefragt, warum sie eigentlich nicht, wo wie es Recht und Ordnung verlangen würde, den ganzen Storch bzw. seine Gäste nicht unverzüglich nach Schwedt an der Oder verfrachten?
Da sagte mir der Mann von der Staatssicherheit: "Wissen Sie, Kapitän, uns ist der "Storch" sehr recht und gelegen. Wir wissen dadurch, wo wir unsere Stammkunden holen müssen und brauchen sie nicht erst im ganzen Bezirk Rostock und Schwerin mühsam suchen gehen."

Im "Storch" ging es wirklich zu wie im wilden Westen. Was haben wir da nächtelang gesessen und gefeiert! Ob es das Lokal heute noch gibt?
Nach Rostock fahren wir heute nicht mehr, kein Handel mehr. Aber wenn ich mal dort bin, dann suche ich das auf. Nur wäre es heute nichts Besonderes mehr, sondern eben eine Kneipe wie viele andere auch.
Vielleicht hat meinen lieben alten "Storch" auch ein fetter Wessi übernommen und diesen Schandfelck totalrenoviert ... wie sovieles leider ...
heulend

ciao
C.P.
23.07.2004 17:54 captainpeter ist offline Beiträge von captainpeter suchen Nehmen Sie captainpeter in Ihre Freundesliste auf
Ex-Forumsmitglieder
unregistriert
Daumen hoch! RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Danke, war wieder ein super Bericht, den wir ohne Dich bestimmt nicht gelesen hätten. Von solchen Orten waren wir in mitten der Provinz nicht informiert.... Ich glaube so etwas gab es damals nur in Leipzig, Berlin Rostock und vielleicht noch Dresden.....also alles Orte, wo man nach außen für alles offen sein sollte.....

Lang lang ist es her...... händeklatschend händeklatschend händeklatschend
23.07.2004 18:08
captainpeter   Zeige captainpeter auf Karte captainpeter ist männlich
Besitzer aller Balboas

Dabei seit: 12.05.2004
Beiträge: 6.987

RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Zitat:

Von solchen Orten waren wir in mitten der Provinz nicht informiert....


naja, der Bezirk Rostock war auch Provinz. Aber Rostock war immer ein bißchen was eigenes. Vor allem wer die Mecklenburger kennt ... der weiß, wovon ich spreche.

Zitat:
Ich glaube so etwas gab es damals nur in Leipzig, Berlin Rostock und vielleicht noch Dresden.....also alles Orte, wo man nach außen für alles offen sein sollte.....


mit "offen" hatte wohl der "Storch" nicht viel zu tun. Es galt natürlich nicht als offizielle Empfehlung für ausländsiche Seeleute, sich in den Storch zu begeben. Von uns Seeleuten, die oft nach Rostock kamen, kannten wir das natürlich.
Die Stasi wußte natürlich genauestens Bescheid über jedes Wort und von wem, da dort gefallen ist.
Aber der Storch hatte erstens eine Art Ventilfunktion und alle unliebsamen Subjekte fand man todischer dort. Immer noch besser, als wenn sie sich verteilt hätten.

Ich weiß noch einmal, da saß der Klaus immer. Total versoffenes Genie, und hat sich immer lautstark aufgeregt, daß aufgrund dieser Scheiß-Regierung und den verdammten Roten es in ganz Rostock nie auch nur einen einzigen Fisch gäbe, obwohl hier ja die Fischfangflotte der DDR beheimatet war. Ging alles sofort per Tiefkühlwggons nach Berlin und Leipzig.

Und dann kam mal einer aus Berlin in diesen erlauchten Zirkel. in Rostock konnte man kein Westfernsehen sehen, aber in Berlin natürlich.
Der hatte uns dann am Biertisch berichtet, gestern sei im Westfernsehen eine Show gekommen, da mußte der Kandidat anhand eines Telefonbuches von Hawaii irgendeinen dort anrufen und mit ihm was quatschen.
Wir hatten aufmerksam zugehört und wollten jetzt natürlich die Pointe wissen, wie es ausgegangen ist.
"Weiß ich auch nicht!" hat der Berliner gesagt, "ich kann kein Englisch, aber stellt euch vor: gestern habe ich von 10 Uhr morgens bis 6 Uhr Nachmittags versucht, von Berlin in Karl-Marx-Stadt anzurufen und bin nicht durchgekommen! Und die rufen da einfach zum Spaß von Westdeutschland auf Hawaii an!"

Klaus war auch da und hat laut gesagt: "Wundert mich gar nicht in diesem Scheiß Staat! So, noch ne runde Bier und nen Kurzen dazu!"

Klaus war schon ein Original.
Und wie ich vor einigen Monaten von einem Freund zufällig erfahren habe, soll der arme Klaus vor 3 Jahren ganz ruhig im Bett gesorben sein.

Dem haben sie nie was getan. Natürlich hat er auch nur im "Storch" das große Wort geschwungen, so schlau war er schon.

ciao
C.P.
23.07.2004 19:50 captainpeter ist offline Beiträge von captainpeter suchen Nehmen Sie captainpeter in Ihre Freundesliste auf
*ryhk* (†)   Zeige *ryhk* (†) auf Karte *ryhk* (†) ist männlich


images/avatars/avatar-1103.jpg

Dabei seit: 16.09.2003
Beiträge: 15.107
Wohnort: D-68526 Ladenburg/Neckar
IBNS-Mitgliedsnummer: #8967
Meine eBay-Auktionen:

Meine delcampe-Auktionen:


RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

¡Hola!

Zitat:
Original von captainpeter
Total versoffenes Genie, und hat sich immer lautstark aufgeregt, daß aufgrund dieser Scheiß-Regierung und den verdammten Roten es in ganz Rostock nie auch nur einen einzigen Fisch gäbe, obwohl hier ja die Fischfangflotte der DDR beheimatet war. Ging alles sofort per Tiefkühlwggons nach Berlin und Leipzig.


Ich weiss nicht, wo der verdammte Fisch hinkam - nach Leipzig bestimmt auch nicht, ebensowenig nach Karl-Chemnitz-Stadt oder nach Dresden.
Bei uns in Meissen gab's Donnerstag in dem einzigen Fischgeschäft frische Ware. Bestand in den letzten Jahren fast nur noch aus Dosen aus Sassnitz, vorher war ab und zu mal Rotbarsch zu haben. Für DDR-Verhältnisse recht teuer. Mit Dillsosse und Kartoffeln jedoch ein Gedicht - also wurde der auch gekauft und war recht schnell weg. Vitamin B musste her, damit die Verkäuferin in der HO da einem was zurückgelegt hat.
Im Dorfkonsum - paar Kilometer südlich von Meissen, bisschen abseits der F101 - war auch Donnerstags Fischtag. Wenn der W50 vorbeikam, brachte der jedoch, wenn überhaupt, nur paar Stiegen Sprotten. Und halt die Fischdosen, Makrelen in Tomatensauce.
Da mein Schwager erst einen S50 und später einen Trabant hatte, ist er ab und zu mal auf Pirsch gegangen, um irgendwas zu finden, was es halt in der Ecke nicht gab. Ich war mit ihm so oft in Rosswein oder Leisnig und auch in anderen Orten rund um Leipzig - dort sah's genauso aus wie bei uns und auch in Leipzig selber. Als irgendeine Festivität anstand, sind wir mal mit dem Trabant die Bezirksstädte abgefahren: Leipzig, Halle und Magdeburg. Da war absolut kein Unterschied zu Dresden zu merken - nur, dass es im Magdeburger Centrum-Warenhaus Kinderanoraks gab. Aber nichts mit Fisch - das wollte oder sollte er auch mitbringen.
Kann mir vorstellen, dass, wenn es nach Leipzig ging, dann für die beiden Messen gedacht war (damit die Weltbesucher denken konnten, dass die mächtige Fischfangflotte der DDR auch was zu leisten imstande war) oder wenn die FDJ- und Ernst-Thälmann-Pionierwänster ihre Spartakiade veranstaltet haben. Letzteres haben wir auch in der Provinz gemerkt, da gab's nämlich noch nicht mal mehr Limo. Die simple Karena oder Maracuja oder die Disco-, Stern-, Vita- oder Quick-Cola. Da gab's halt Wasser aus dem Wasserhahn, garniert mit ein bisschen Sirup. Wenigstens der in diesen höllisch klebrigen Flaschen: der war immer da.
Zurück zum Fisch: Weiss nicht, ob Ihr's kennt, ob vielleicht unter diesem Namen: Heckerle. Salzheringe entgräten, enthäuten, durch den Fleischwolf jagen. Ab und zu bisschen Zwiebel dazu, ein Stück Schwarzbrot auch noch. Gibt einen herrlichen Schnittenbelag ab - da könnt' ich mich noch heute dran totfressen. Das Problem: im Dorfkonsum in Barnitz (ein zu Recht vergessenes Nest, ob's einer von Euch auf der Karte findet? War früher im 1. Stock der Doktor drin, ein Land-Quacksalber allerersten Ranges, der noch nicht mal einen echten Dokor-Titel hatte, nur seine Frau und im 2. der Kindergarten) war der Salzhering nur 1/2 Mal im Jahr zu haben. Und - DDR-typisch und -obligatorisch - in Zeitungen eingewickelt, entweder "Neues Deutschland" oder "Sächsische Zeitung". Im Meissner Fischgeschäft gab's den auch nicht öfters, aber wenn, dann mit einem Qualitätsunterschied: eingewickelt in die NBI.

Zitat:

"Weiß ich auch nicht!" hat der Berliner gesagt, "ich kann kein Englisch, aber stellt euch vor: gestern habe ich von 10 Uhr morgens bis 6 Uhr Nachmittags versucht, von Berlin in Karl-Marx-Stadt anzurufen und bin nicht durchgekommen! Und die rufen da einfach zum Spaß von Westdeutschland auf Hawaii an!"


Auf unserem Hof, wo wir hausten, war ein Kuhstall. Deswegen war dort auch ein Telefon vorhanden. Sollte eigentlich nur für Anrufe zur LPG benutzt werden; wenn man's privat nutzte, sollte man sich in ein Muttiheft eintragen und die 20 Pfennige je Einheit dazulegen. Das Büro, wo's drinstand, war eigentlich abgeschlossen; für einen Rotzer wie mich jedoch kein allzugrosses Problem, das Schloss ab und zu mal zu überreden, aufzugehen. Und dann die grosse weite Welt angerufen. Weiss noch, dass ich damals bis zu RTL kam, damals noch Radio Luxemburg. 0211 836 - das war die Nummer, unter der man beim "Musikduell", einer Musiksendung zwischen 16 Uhr und 18 Uhr anrufen konnte. Moderiert von Tommy Ohrner, später dann vom Hugo, heute als "Hühner-Hugo" verschrieen: Hugo-Egon Balder. Nach dem Zufallsprinzip wurden dort Anrufer rausgepickt und die hatten dann gewonnen. Ich bin auch paar Mal durchgekommen, aber gewonnen nie was. Aber egal, ich hab' ua dafür gesorgt, dass "Herman's Hermit" mit "No Milk Today" immer wieder gewannen. fröhlich
Dann gab's auch noch eine Nummer direkt in Luxemburg, 00352irgendwas hintendran - da konnte man auch bei bestimmten Sendungen mitmachen. Einmal bin ich bis zum Moderator durchgekommen, es hörte sich an, als wäre es ein Gespräch vom Pluto bis zum Neptun, aber wenn beide durch die Sonne getrennt sind. Nach 20 Sekunden war ich dann auch schon getrennt…
In Sydney habe ich durch Zufall die Zeitansage gefunden und irgendeinen Brasilianer aus dem Neste geklingelt. teuflisch lachend
EVN, Einzelgesprächsverbindungsnachweise, waren damals noch unbekannt, so hat die LPG schön brav meine Anrufe gezahlt. Ich bin aber nicht alleine schuld, dass die DDR pleite gegangen ist… fröhlich


Adíos
Ronny
23.07.2004 20:50 *ryhk* (†) ist offline Homepage von *ryhk* (†) Beiträge von *ryhk* (†) suchen Nehmen Sie *ryhk* (†) in Ihre Freundesliste auf
Ex-Forumsmitglieder
unregistriert
RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Jungs, der Thread gefällt mir. da kommen Erinnerungen wieder......

Wir wohnten mit meiner Tante und Onkel in einem Haus. Sie besaßen ein Telefon, mein Onkel war BGL Vorsitzender im VEB Plastebelag Dessau.

Zwei andere Tanten von mir lebten und Leben in Hamburg. Dann bekamen wir einen Brief, am Sonntag, den xxxxxx rufe ich Euch um 19.00 Uhr.

Alle saßen um diese Zeit vor dem Telefon und warteten das das Ding klingelte und der Anruf aus dem Westen kam. Heute kann man darüber lachen, damals war das eine Sensation.

Die Telefonate sind alle abgehört und mitgeschnitten worden. Bei uns in Dessau gab es ein getarntes Armeeobjekt....Stasie war es aber in Wirklichkeit. Auf dem Gelände stand eine riesige Satellitenschüssel....mit dem wurden Funkgespräche und Satellitentelefone abgehört.
Nach der Wende ist die Technik vom BND abgebaut und in den Westen transportiert wurden.

Gruss
Matthias

PS: Das nächste Posting: Besuch aus dem Westen.
23.07.2004 21:37
captainpeter   Zeige captainpeter auf Karte captainpeter ist männlich
Besitzer aller Balboas

Dabei seit: 12.05.2004
Beiträge: 6.987

RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

wieso kommst Du denn Du jetzt auf einmal aus der DDR, Ronny?
Du bist doch Weinheim ... kopfkratz kopfkratzend


Zitat:

Ich weiss nicht, wo der verdammte Fisch hinkam


ich auch nicht genau. Aber in Berlin gab es nahe der Oper das wunderabe "Haus des Meeres". Da gab es immer Fisch à la Carte und auch zu kaufen.
Leipzig zur Zeit der Messe natürlich auch.

Ein anderes Thema:
Bananen!

Also das was die Regierung in Volvograd "brauchte" und die KLeinmengen für da und dort mal ein Staatsbankettchen, das wurde in Westberlin gekauft.
Aber einmal im Jahr, nämlich zur WEihnachtszeit, hat die Regierung auch an das Volk gedacht und eine ganze Schiffsladung Bananen aus Ecuador oder Costa Rica kommen lassen. Und die sollten eigentlich an alle HOs im Land gehen.
Da war in Rostock immer was los!
Die Hafenarbeiter sahen ja als erste die kostbare Fracht und klauten was das Zeug hielt.
War natürlci hbei einer Menge von über 400.000 Kartons egal.

Zitat:
Und dann die grosse weite Welt angerufen. Weiss noch, dass ich damals bis zu RTL kam, damals noch Radio Luxemburg


Du bist vom Telephon der Kolchose ins internationale Netz gekommen?????
Unglaublich!
Also es war oft sogar unmöglich, sogar von der offiziellen Telephonvermittlung der Schiffsmaklerei Rostock z.B. in Neapel anzurufen. Und die hatten eigentlich extra gute Leitungen.

Naja, in der DDR war alles möglich. lächelnd


Zitat:
Ich bin aber nicht alleine schuld, dass die DDR pleite gegangen ist… fröhlich


das müßte man noch genauer erforschen. Ein Volksschädling warst du auf jeden Fall. Und Keinvieh macht auch Mist. augenzwinkernd
Hat man sowas schön gehört?
Ruft da unautorisiert von eiem Telephon irgendwo an - und dann auch noch im Westen!!! also nein. Sowas habt ihr da aufgeführt? heulend

Mir fällt noch was ein aus Rostock:

Da waren wir auch wieder mal im Storch.
Dann mit Taxi zurück zum Überseehafen.
Auf der Fahrt durch Rostock wollte ich noch irgendwo einen Schlummertrunk nehmen. Die anderen Seeleute wollten aber nicht, und so bin ich allein ausgestiegen aus dem Trabbi-Taxi.

Irgendwo was zum Saufen gefunden und natürlich Gas gegeben.
Draußen dann durch den kalten Wind, es war ja wintertags, wohl einen ALkoholschock bekommen und irgendwo dumm volle Granate in eine Blumenrabatte gefallen.
Da saß ich nun blöde mit dem Arsch in der Erde und kam nicht mehr hoch. Dann Blackout.

Es dauerte nicht lange, da begann die Volkspolizei amtszuhandeln und brachte mich in die Ausnüchterungszelle.
Belehrug war kurz: Im Sozilaismus liegt man niecht besoffen wie ein Penner im Westen in der Öffentlichkeit herum.

Zelle war großartig. Bett mit sauberen Laken, saubere Steppdecke, frischer Pyjama schön gefaltet auf dem Kopfkissen. Alles da.
Schön gepennt.
Am nöchsten Morgen kam ein Wächter. "Möchten Sie Brötchen, Kaffee, Wurst, Käse?"

Nanu, dachte ich, was sind denn das für Töne?
Schön gefrühsückt, dann hat mich die Volkspolizei zum Überseehafen gefahren. Bettwäsche und Pyjama konnt ich behalten und mitnehmen.
Das hat mich sehr verwundert, denn meine Mädchen in Rostock haben mir immer berichtet, wie knapp besonders Wäsche und Frotteehandtücher seien.

Alles paletti, hab ich mir gedacht. Schön im Knast übernachtet und keiner weiß was von meinem Ausrutscher. Gelobt sei die Diskretion der Volkspolizei der DDR!

Dann sollten wir abfahren, und der Makler brachte noch die Papiere zum unterschreiben und all das.
Anbei eine Rechnung der Volkspolizei über 380 Mark!!!!!

Als westliches Schiff natürlich zahlbar in Valuta.

Grund:
Transport Kapitän von da nach da, Zellengebühr, Verwaltungsaufwand, Reinigungsgebühr, da grüne Minna vollgekotzt (wußte ich gar nicht mehr), Bettwäsche, Brötchen, Kaffee etc etc etc ...

Aha, dachte ich, so ist da also.
Hatten einen besoffenen Westkapitän am Haken und machen erstmal die dicke Knete damit. Das gab es also auch im Sozialismus!

Ich habs dann gleich bar an den Makler bezahlt in DM-West, denn hätte ich das über die Buchhaltung laufenlassen, wäre sie über kurz oder lang in Neapel beim Eigentümer des Schiffes gelandet. Das wäre mir dann doch peinlich gewesen.

ciao
CP
23.07.2004 21:44 captainpeter ist offline Beiträge von captainpeter suchen Nehmen Sie captainpeter in Ihre Freundesliste auf
*ryhk* (†)   Zeige *ryhk* (†) auf Karte *ryhk* (†) ist männlich


images/avatars/avatar-1103.jpg

Dabei seit: 16.09.2003
Beiträge: 15.107
Wohnort: D-68526 Ladenburg/Neckar
IBNS-Mitgliedsnummer: #8967
Meine eBay-Auktionen:

Meine delcampe-Auktionen:


RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

¡Hola!

Zitat:
Original von captainpeter
wieso kommst Du denn Du jetzt auf einmal aus der DDR, Ronny?
Du bist doch Weinheim ...


Nichts Neues im Osten: alle arbeitslos und ehe ich auf den Aufschwung warte, den ich schon abgehakt habe, gehe ich lieber in den Westen.
Und bereu's, dass ich nicht schon eher fort bin - es lebt sich anders im Westen. Ich kenn' beide Seiten und in manchen Beziehungen ist der Osten einfach tot. Ausserdem kann ich's nicht ab, dass ich das ganze verdammte rote Gesindel, welches sich immer noch rumtreibt und den dicken Max markiert und den grossen Schnitt gemacht hat, nicht ab. Ein Wohnungsbereichsleiter aus dem Kreis: heute fette Sicherheitsfirma, früher rote Socke wie Sau - und spielt heute einen Kapitalisten aus Manchester. Eine fette Kuh, früher im Volkspolizeikreisamt. Besuchsanträge in den Westen nur abgelehnt. Heute auf dem Arbeitsamt. Aber nicht davor, sondern hinter dem Schalter!
Solche Kanaillen gibt's im Westen auch: keine Frage. Nur weiss ich's da nicht.

Zitat:

ich auch nicht genau. Aber in Berlin gab es nahe der Oper das wunderabe "Haus des Meeres". Da gab es immer Fisch à la Carte und auch zu kaufen.


War ich einmal drin. Anfang der Achtziger. Riesenschlange davor, der Kellner hat immer gefragt, wieviel Mann man war und wenn ein Dreiertisch frei wurde und man war 4 Mann, dann hatte man Pech. Und durfte warten, bis ein Vierer frei wurde.
Standen so ca eine halbe Stunde, vor uns immer noch (natürlich) Leute, da kam auf einmal so eine Pelz-Tussi mit einem alten verlebten, nichtsdestotrotz gutgekleideten Mann. Wollten sich vorbeitdrängeln - da war was los. Die sind abgezischt, aber nicht nach drinnen: denn da kamen sie nicht rein.
Ungefähr anderthalb Stunden gewartet, ehe wir reinkamen. So berauschend fand ich's aber nicht, nur die Preise waren halt höher. Die Kellner jedoch (zumindestens zu den DDR'lern) genauso pampig wie draussen - nur die Bundis wurden besser behandelt. Hat man genau gemerkt, an welchem Tisch die sassen - da haben sich nämlich die Ober drumrum versammelt…

Zitat:

Ein anderes Thema:
Aber einmal im Jahr, nämlich zur WEihnachtszeit, hat die Regierung auch an das Volk gedacht und eine ganze Schiffsladung Bananen aus Ecuador oder Costa Rica kommen lassen. Und die sollten eigentlich an alle HOs im Land gehen.


Also ich weiss nicht, aber das war nicht immer nur an Weihnachten. Auch zum Republikgeburtstag und zum 1. Mai gab's die. Wenn auch abgezählt (3 Stück pro Person)…
Schlimmer fand ich Apfelsinen. Nicht diese komischen Kuba-Orangen, strohig bis zum Umfallen, nur zum Saftauspressen zu gebrauchen. Sondern die richtigen, goldenen. Die kenne ich nur von Weihnachten.
Wenn's die in der Stadt irgendwo gab, hat man's an den Schlangen gemerkt. Die ganz Gerissenen haben sich mehrfach angestellt…
Pfirsische kenne ich auch schon zu DDR-Zeiten. Aber nur durch die LPG. Die haben die nämlich für die Mähdrescherfahrer bereitgestellt gehabt - für die Melker oder Rübenzieher hatten die jedoch nichts übrig.
Kiwi? Unbekannt, ich hab' zwar am Montag SFB1 um kurz vor halb neun gehört. Da kamen die Marktpreise. Aber was das ist? Keine Ahnung, auch Nektarinen waren mir unbekannt.

Zitat:

Die Hafenarbeiter sahen ja als erste die kostbare Fracht und klauten was das Zeug hielt.
War natürlci hbei einer Menge von über 400.000 Kartons egal.


Und bei der Reichsbahn - damals kam ja viel per Bahn. Was da in den Güteranlagen gemaust wurde, passt auf keine Kuhhaut.
Die Bundis haben ihr Altpapier in die DDR gebracht. Die Güterzüge standen in den Abstellanlagen; die Rangierer und Zugfertigsteller wussten natürlich, was die Wagggons erhielten. Monatealte "Neue Revue" und "Goldenes Blatt" wurden da rausgezogen (es waren nur sogenannte "bunte Zeitungen"), ab und zu ein "Stern" oder die "Quick". Highlights waren es, wenn Kataloge von Quelle oder Otto gefunden worden sind. Man konnte zwar nichts kaufen, aber man hatte eine Vorstellung, was man alles aus Materialien fabrizieren kann. Besonders bitter: als im Quelle-Katalog Bügeleisen rauskamen. Hergestellt bei der "EWS". Elektrowärme Sörnewitz. Das Saublöde: das liegt in der DDR, paar Kilometer von Meissen weg. Das Zeug wurde in den Westen verschachert, Quelle hat's dann an die Bundis vertickert (mit dem Hinweis, dass die Ware aus der DDR stamme, trotzdem aber bundesdeutsche Qualitätsanforderungen erfülle). Und bei uns selber gab's keine. motzend
Wir haben über Taschenrechner gestaunt, die alles Mögliche berechnen konnten und spottbillig waren. 9.99 DM. Erst so Mitte der Achtziger kamen die in der DDR raus. Hergestellt in der DDR, für über 200 Mark! Meiner von damals läuft übrigens noch, einwandfrei! In der Schule noch mit Rechenschieber gerechnet (erst 1987 wurden Taschenrechner in der Schule zugelassen, mit Eigenanteil der Eltern von 123 Mark bei einem EVP von 195 Mark) und die Bundis haben Taschenrechner in den Digitaluhren gehabt. Oder grosse Fernseher, zum Spottpreis. Mit Vermerk "beherrscht DDR-SECAM". Von den Klamotten ganz zu schweigen.

Zitat:

Du bist vom Telephon der Kolchose ins internationale Netz gekommen?????
Unglaublich!


Ich hab' eine Brieffreundin in Norwegen gehabt. Zweimal hat's geklappt, dass ich mit der telefoniert habe. Weiss ich noch, radebrechendes Englisch.
Die Adressen habe ich aus den Altpapier-Zeitungen der Bundis rausgeschrieben, dann die Leute angeschrieben. Hatte damals recht viele Brieffreunde, nicht nur welche aus der UdSSR. Aus Italien (war eine aus Troffarello, TO, die immer so wunderschöne Ansichtskarten geschickt hat), aus Norwegen, aus Japan, aus den USA, aus den Niederlanden, Australien usw.
Habe sogar noch eine Ausgabe der "Penfriends 1989", wo meine Adresse aufgeführt ist, da kamen dann Briefe aus Nigeria (da waren die heutigen Spammer noch kein Thema fröhlich ), Finnland, Griechenland usw.
Habe Unmassen von Briefen für jeweils 35 Pfennige Luftpost in alle Welt geschickt und: sie kamen alle an und was sie mir so schickten, kam auch immer an. Die Ansichtskarten habe ich heute alle noch, wie auch die Briefe selber. Nach der Wende schlief's dann ein - erstmal die fehlende Zeit, das höhere Porto und die Faulheit.
Schade, dass ich damals nur "ansichtskartenfixiert" war - ich hätte mir manche Banknote besorgen können. fröhlich
Die Italienerin wollte ich auch mal anrufen - aber da kam ich nicht durch. Ebenso wie meine Versuche, in die Niederlande anzurufen, nicht von Erfolg gekrönt waren.
Lt Preisliste sollten Anrufe nach Australien irgendwas um die 5 Mark je Minute gekostet haben, ich hab' bestimmt noch irgendwo einen Zettel, wo die Nummer draufsteht. fröhlich
Mich wundert's ja heute auch, dass es geklappt hat - wenn schon jede Stadt für jede Stadt eigene Vorwahlen hatte, aber ich bin rausgekommen. Wenn auch nur virtuell. fröhlich
Autogrammkarten von "Westsängern" habe ich auch und ebenfalls Karten von Rundfunksendern. Hatte bzw habe ein Radio - dagegen sind die heutigen einfach nur Schrott. 6 Kurzwellenbänder, 1 Mittelwelle und 1 Langwelle. Ein russisches, VEF 206. Eine absolute Spitzenmaschine, robust wie alles Russisches. Nicht so zierliches Zeug wie von den Japanern. Zwar gross und klobig und höllisch schwer, aber damit kriegte man die ganze Welt ran. Ich war eigentlich immer auf dem neuesten Stand, ich wusste, wann Radio Seoul sendet oder wenn Radio Tirana seine Tiraden gegen den Warschauer Pakt loslässt. fröhlich
Von Radio Kairo habe ich eine Karte mit einer ägyptischen Wandschrift: "Fur unseren Horer in die DDR, Ronny", sogar die bettelarmen von Radio Bukarest haben geantwortet und eine Ansichtskarte aus Bukarest mitgeschickt. Das Magazin der Deutschen Welle kam monatlich an - auch das wird durch die Krallen der Stasi gewandert sein und kam doch an. Wie auch ein Autogrammblock von Radio Luxemburg - Björn-Hergen Schimpf sah damals fast genauso aus wie heute. Radio Bagdad hat einen Sendeplan geschickt - dummerweise in Arabisch. Und von Radio Schweden kam eine Bestätigung, dass ich am Preisrätsel teilgenommen habe.
Was ich gehasst habe: wenn Radio Warschau zu stark war und Radio Luxemburg überstrahlt hat.

Zitat:

Naja, in der DDR war alles möglich. lächelnd


Vieles. Nicht alles - sonst würde das Land heute noch bestehen. fröhlich
Das Verbot der Ausfuhr von DDR-Währung habe ich übrigens (auch) gebrochen - als ich nämlich meinem ukrainischen Brieffreund DDR-Münzen geschickt habe. Und dafür die niedlichen Kopeken bekam. Und einen Sowjetrubel, der heute 5 Schweizer Franken wert ist. fröhlich Im Ernst - mit den Sowjetrubeln (bspw den mit dem Lenin von 1970) kann man in der Schweiz an den Automaten bezahlen. Spucken dann treu und brav "Mary Long" oder Cailler-Schoki aus. Stand in der "20 Minuten", Ausgabe Zürich irgendwann vor zwei, drei Wochen. Hätte ich's damals gewusst, hätte mir der Ukrainer damals die halbe Rubel-Produktion schicken müssen. fröhlich

Zitat:

Ruft da unautorisiert von eiem Telephon irgendwo an - und dann auch noch im Westen!!! also nein. Sowas habt ihr da aufgeführt? heulend


Immerhin war ich nicht so schlimm wie mein Bruder: der hat die West-Güterwaggons von der DB, der ÖBB, der FS und der SNCF immer angestarrt und sich wie ein Schneekönig drüber gefreut. fröhlich

Zitat:

und so bin ich allein ausgestiegen aus dem Trabbi-Taxi.


Echt Trabant? Ich kenn' nur Wolga-Taxi, andere? Hmm ja, vielleicht noch Wartburg und auch Lada - aber Trabant? Bei uns lief mal ein Gerücht über Schwarz-Taxis rum - das wären Trabants gewesen, die Volkspolizei hätte dem Treiben jedoch ganz bald ein Ende gesetzt.

Zitat:

Hatten einen besoffenen Westkapitän am Haken und machen erstmal die dicke Knete damit. Das gab es also auch im Sozialismus!


Mein Westonkel wollte zum Besuch der Jugendweihe meiner Cousine kommen. Die wollten mit dem Auto kommen - um einreisen zu können, mussten die angeblich den Grenzübergang angeben, das Kennzeichen des Autos sowie das zu verwendende Auto. Da das Auto paar Tage vorher kaputt ging, wollten sie mit einem anderen einreisen. In Gutenfürst war Schluss: anderes Auto, keine Einreise in die DDR. Erst nach Genehmigung des Antrags für das "neue" Auto. Hätte 14 Tage gedauert. "Zufälligerweise" war dort jedoch eine Autovermietung und die hat dann gegen fette Zahlungen ein DDR-Auto, einen Wartburg, bereitgestellt. So um die 500 DM sollten sie zahlen, damit sie die zweieinhalb Tage hierher kommen durften. Wir dachten alle, dass die im fetten Benz ankommen oder wenigstens dem Proleten-Benz, dem Audi: und dann kommen die mit 'nem 311er (das war noch der Vorgänger vom 353er) angetuckert kommen…
Was ich auch leicht krass finde: wenn Bundis bei der Reichsbahn Fahrscheine in den Westen kaufen wollten, mussten sie in DM zahlen, Ostwährung wurde nicht akzeptiert. Und Platzreservierungen bei der Bundesbahn mussten auch von den Ost-West-Reisenden in harter DM bezahlt werden - da gingen von den 10 DM, die der DDR'ler bekam, schon mal 3.50 DM ab…


Adíos
Ronny
23.07.2004 22:49 *ryhk* (†) ist offline Homepage von *ryhk* (†) Beiträge von *ryhk* (†) suchen Nehmen Sie *ryhk* (†) in Ihre Freundesliste auf
captainpeter   Zeige captainpeter auf Karte captainpeter ist männlich
Besitzer aller Balboas

Dabei seit: 12.05.2004
Beiträge: 6.987

RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Zitat:

mein Bruder: der hat die West-Güterwaggons von der DB, der ÖBB, der FS und der SNCF immer angestarrt und sich wie ein Schneekönig drüber gefreut. fröhlich


lustig. obowhl die ja alle RIV-EUROP sind und somiut nichts besonderes. Bei uns haben wir genauso oft die von der DR, MAV, CSD, PKP etc gesehen.

Zitat:

Echt Trabant?


yepp.
Klar Schwarz. Wir haben schon gewußt, wie wir unsere Transporte vom und zum Hafen günstig organisieren konnten. lächelnd
Wo Seeleute sind, sind auch Dienstleister unter der Hand. Das ist in allen Ländern immer so gewesen.

ciao
CP
23.07.2004 23:17 captainpeter ist offline Beiträge von captainpeter suchen Nehmen Sie captainpeter in Ihre Freundesliste auf
Ex-Forumsmitglieder
unregistriert
Achtung RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Als ich meinen Wehrdienst in der DDR ableisten mußte, waren wir froh, daß es diese sogenannten Schwarz-Taxis gab. Als man früh gegen 3:30 Uhr am Bahnhof stand, war man froh, wenn überhaupt etwas gefahren ist. Da passten auch gleich mal 5-6 Mann in einen Trabbi.... händeklatschend
23.07.2004 23:21
captainpeter   Zeige captainpeter auf Karte captainpeter ist männlich
Besitzer aller Balboas

Dabei seit: 12.05.2004
Beiträge: 6.987

RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Zitat:

Als man früh gegen 3:30 Uhr am Bahnhof stand, war man froh, wenn überhaupt etwas gefahren ist. händeklatschend


ja sicher.
Und Seeleute geruhen auch nicht aus der Kneipe punkt 2100 Uhr schon zum Schiff zurückzugehen gross grinsend

ciao
CP
23.07.2004 23:36 captainpeter ist offline Beiträge von captainpeter suchen Nehmen Sie captainpeter in Ihre Freundesliste auf
*ryhk* (†)   Zeige *ryhk* (†) auf Karte *ryhk* (†) ist männlich


images/avatars/avatar-1103.jpg

Dabei seit: 16.09.2003
Beiträge: 15.107
Wohnort: D-68526 Ladenburg/Neckar
IBNS-Mitgliedsnummer: #8967
Meine eBay-Auktionen:

Meine delcampe-Auktionen:


RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

¡Hola!

Zitat:
Original von Thom.Mac
Da passten auch gleich mal 5-6 Mann in einen Trabbi....


Erinnerste Dich auch an den Polski-Fiat? Der Lizenznachbau vom Fiat 126 müsste das gewesen sein?
Das Teil war bei uns recht viel zu sehen, die Polen haben in das Ding immer soviel reinbekommen, dass man sich gewundert hat, dass das Autochen nicht auseinanderbricht. Im Elektrogeschäft haben Polen mal einen Kühlschrank gekauft. Transport? Kein Problem, haben Auto dabei. Waren zu fünft und haben es fertiggebracht, den Kühlschrank samt Insassen alles zu verstauen. Und dabei noch Unmassen von Einkaufsbeuteln dabei. Die Berge heim nach Eisenberg werden sie zwar vielleicht nur mit 30 haben hochkriechen können - aber sie haben's fortbekommen…


Adíos
Ronny
23.07.2004 23:46 *ryhk* (†) ist offline Homepage von *ryhk* (†) Beiträge von *ryhk* (†) suchen Nehmen Sie *ryhk* (†) in Ihre Freundesliste auf
Ex-Forumsmitglieder
unregistriert
Achtung RE: Hafen in der DDR Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Klar kenne ich den Fiat noch. War früher nicht leicht ranzukommen genausowenig wie an einen Lada.... im transportieren waren wir ja früher immer sehr erfinderisch... und Polen sind das sowieso, am besten immer gleich noch einen Hänger hintendran. (wegen der klebrigen Finger ;-)) ). cool
24.07.2004 09:45
Baumstruktur | Brettstruktur
Gehe zu:
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
www.banknotesworld.com - DAS deutschsprachige Banknotenforum » Allgemeines » OffTopic » Hafen in der DDR

Impressum

Datenschutzerklärung / Einwilligungserklärung

angetrieben von: Burning Board 2.3.3, entwickelt von WoltLab GmbH