Geschrieben von captainpeter am 23.06.2007 um 12:04:
RE: Was ist in Polen los? Euro etc
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jetzt sind sie endlich in der EU angekommen und eigendlich koennte es jetzt fuer sie berg auf gehen |
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hmmm, was hat der Euro groß mit "bergauf gehen" zu tun? Warum sollte es mit dem Zloty nicht genauso bergauf gehen können?
zwar sind die Polen traditionell nicht unbedingt als das mit der glücklichsten Hand in Wirtschaftsdingen gesegnete Volk bekannt, aber am Euro explizit liegt das nicht.
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irgendwie koennte man denken, deutschland und russland sind fuer die politiker dort immer noch der boese wolf und der gierige grosse baer die polen fressen wollen. |
na was sonst?
Selber mit ca. 35 Millionen zwar gar nicht mal wenig, aber links 80 Millionen Germanen und rechts über 100 Millionen Russkis. Würde ich mich auch ein wenig klamm fühlen als Pole. Vor allem mit der jahrhundertealten einschlägigen Erfahrung.
Klar kann man sagen, höchste Zeit, ein für allemal mit all diesen Ressentiments aufzuräumen, aber der Russe ist noch nicht ganz kaputt und der Deutsche nach wie vor gefräßig.
Gefräßig nicht im Sinne von Territorialgewinn, das hat man ihnen ausgetrieben, aber dennoch unzufrieden, wenn er nicht ganz Europa seinen Stempel aufdrücken kann.
Was der Germane in Brüssel Gutes und Nützliches vorschlägt und dann nicht baldigst von ganz Europa demokratisch-einstimmig abgenickt wird, ärgert ihn.
Geht natürlich heute um wirtschaftliche Interessen. Klar, daß so ein total exportabhängiges Land am liebsten einen Binnenmakrt von Shanghai bis Chile hätte. Selbtverständlich einen klar nach seinen Vorstellungen geformten. ;-)
Das muß man aber heutzutage schlauerweise etwas kaschieren, indem man daraus halt "europäische Ideen" macht, in der Hoffnung, die andern schnallen es nicht, woher es wirklich kommt.
Haut blöderweise noch nicht ganz hin. Undankbarer Polski zeigt Eigenständigkeit, macht Zwergenaufstand, indem er NYET sagt zu allem möglichen. Ich find das sogar gut.
Sonst können wir wirklich langsam anfangen, alles Nationale endgültig abzuschaffen. :-(
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dann koennten die ja auch bald ihr doppelpack von staatsoberhaupt und premieminister auf muenzen und banknoten verewigen. |
werden sie wohl nicht, seit sie gesehen haben, wie schlecht sich schon der Papst-Schein verkauft hat ... ;-)
Aber wie gesagt, große Wirtschaftsexperten und Handelsgenies waren die Polen noch nie. ;-)
Aber das dieser Warschauer Doppelpack alles andere als deutsch-freundlich ist, da braucht man sich keinen Illusionen hinzugeben.
Vor einigen Monaten kam im TV eine Diskussion. Der engste Berater des Premiers, - weiß nicht mehr, wie er hieß, sicher irgendwas mit -sky am Schluß ... ganz junger Typ mit schlechten Zähnen, eigentlich ein Unsympath, aber egal, spricht exzellent Deutsch, der hatte sich mit Egon Bahr in der Wolle. Aber anständig. War ein Genuß, die Debatte.
Egon Bahr zuerst die brave väterliche Schiene gefahren ... jaaaa, wir LIEBEN Euch doch alle, wir wollen doch nur Euer Bestes, unser lieben polnischen Freunde und Nachbarn ... und ihr braucht doch gar keine Angst mehr vor uns zu haben ... und sülz sülz sülz
der Herr -sky ist ihm aber nicht aufgesprungen auf den Zug. Hat gegenan gesabbelt und zurückgeblubbert. Egon böse geworden, richtig zornig sagte er:
"Dann will ich mit Ihnen mal Klartext reden, hören Sie mal, Ihr Polen seid ja immer die Größten und Besten gewesen ... das weiß man ja seit jeher, ist ja nichts Neues!!!" :-(
na, hab ich mir gedacht, soviel zum Thema Vorurteile bei unsern Politiker-Vorbildern. Selber die allerschlimmsten und starrsten Betonköpfe. Naja, Bahr ist auch nicht mehr der Jüngste und zu sagen hat er auch nix mehr, somit ist ja wieder alles gut.
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ehrlich gesagt ich verstehe sowas im europa von heute nicht!!! |
Bist Du nicht alleine.
Ich verstehe Europa schon längst nicht mehr. Bin aber vielleicht auch zu selten dort ;-)
Es kommt jetzt in den nächsten 10 Jahren sehr draufan:
Wird weiterhin ohne Rücksicht auf Verluste die Gleichschaltung betrieben oder findet man zur Normalität irgendwann noch rechtzeitig?
Je mehr sie sich nun neue Länder dazubaggern, die natürlich mit dem Europa, daß man sich in Brüssel und Berlin vorstellt, hinten und vorne nix mehr zu tun haben, umso besser stehen die Chancen auf NORMAL.
Je inhomogener das ganze wird, umso langsamer der Gleichschaltungsprozeß.
Darum unbedingt rein mit den Türken!
Weil dann kann sich dieses Konstrukt endlich mal richtig bewähren :-)
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Ich finde es schade das die überhaupt den Euro einführen! |
Patryk, das ist weder schade noch nicht schade, das ist schlicht und einfach EGAL.
Die Welt dreht sich mit der Schwedenkrone, dem Pfund und dem Zloty genau sschnell oder langsam weiter, wie mit ohne.
Wir leben dadurch nicht eine Sekunde länger oder bleiben gesünder, es gibt ganz einfach viel Wichtigeres.
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Ich dachte polen wird jetzt genauso boomen wie portugal oder spanien als sie in die EU kamen. |
das kann man nicht vergleichen. Anfang der 80-er Jahre war eine ganz ander Zeit. Die beiden Länder haben noch profitiert, daß sie als Habenichtse zu einem damals noch sehr guten und weitgehend intakten und wirtschaftlich starken Staatenbund dazugekommen sind. Sie wurden also locker ... sagen wir mal: "inhaliert".
Mittlerweile ist die Luft aus Europa aber raus. Die EU kann nichts mehr inhalieren, ... wer jetzt noch beitritt, der gewinnt nicht viel.
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entweder ist man in der EU und fuehlt sich somit auch als europaeer, |
Europäer ist nicht gleich EU-Bürger. Das ist eine ethnische Frage und keine politische, obwohl sie uns immer das Gegenteil eintrichtern wollen. Ein Europäer ist ein Isländer genauso wie ein Schweizer, und das sind keine schlechten Leute. Wer gegen die EU ist, ist also kein guter Europäer?
Diese sogenannte EU-Staatsbürgerschaft: die gibt es ja noch gar nicht.
Auf keinem Formular der Welt wird akzeptiert, wenn Du unter "Nationalität" / "Staatsbürgerschaft" einträgst "EUROPA". Da muß immer noch brav der Staat stehen.
Und nach wie vor brauchen auch EU-Bürger, die in einem anderen EU-Staat wohnhaft werden wollen, eine Aufenthaltserlaubnis.
Na, wo gibt es denn sowas in einer richtigen Union?
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dann soll man aber nicht die anderen staaten dazu zwingen diese suppe auszuloeffeln!! |
das wird jetzt eben versucht, und der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.
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Interessanter Artikel. Ich wußte gar nicht, das man von einer frankfurter Flughafentoilette auf den Rest Deutschlands Rückschlüsse zeihen kann...
...ich hoffe, sie war sauber! |
In Deutschland gibt es keine schmutzigen Toiletten. Ein schmutzige Toilette ist nicht DEUTSCH, und demzufolge hat auch in der ganzen EU eine schmutzige Toilette ab sofort nichts mehr verloren. Verboten, da nicht EU-konform und wer weiterhin auf schmutziger Toilette scheißt oder seinen Thron zu einer solchen verkommen läßt, ist ein SCHLECHTER EUROPÄER !
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Ernst gemeinte Frage: Warum eigentlich gleichnamiges Niveau? Wenn das Verhältnis Löhne/Warenkorb gleich bleibt, welchen Vorteil hätte die polnische Wirtschaft damit? |
gar keinen.
Wenn es ihr gelingt, dafür zu sorgen, daß der Zloty eine Parität zum Euro halten kann, ist das mehr als genug. Dann sind die im europäischen Binnemarkt voll dabei.
Das "Problem" ist aber dabei:
Frankfurts EZB hat dann in Warschau nix zu melden, denn Polen kann dann jederzeit hergehen, und seinen Zloty nach Bedarf ab- oder auch aufwerten.
Polen kann dann, wenn es opportun erscheint, auf einmal z.B. an den Dollar koppeln ... kann ihnen keiner verbieten.
Diese Option halten sich die Polen offen, und ich muß sagen, ich halte das gar nicht mal für dumm.
Polen kann dann, wenn sie z.B. was brauchen aus dem Ausland, mal schnell den Zloty aufwerten, und wenn sie was verkaufen wollen, eben mal abwerten. Das ist das, was man dann in Frankfurt eine internationale Wettbewerbsverzerrung nennt, möglicherweise noch mit Folgen für die deutsche Wirtschaft, und darauf steht nach "EU Recht" die Todesstrafe!
Italien hat das ja seinerzeit ewig standardmäßig gemacht:
Ging die Touristensaison los im Juni, wurde die Lira aufgewertet, und die deutschen Touristen haben wenig Lire für ihre DM bekommen, und viele D-Märker flossen in die Tresore der Banca d'Italia.
Dieses Geld wurde dann zum Einkauf der im rohstoffarmen Italien dringend benötigten Kohle, Erze, Baumwolle etc in Übersee verwendet.
Dann waren die gemolkenen Toursiten im September weg, die Rohstoffe waren zu schönen FIATS und die Baumwolle zu MArkenklamotten verarbeitet, und schwupps wurde die Lira wieder abgewertet, denn nun gings ja ans fröhliche Exportieren, und das kann man am besten mit einer schwachen Währung.
So lief das wunderbar jahrzehntelang.
Bis Francoforte gesagt hat, das ist nicht gut, der Euro ist VIEL besser für Euch!
Dann hat der damalige (und leider auch wieder heutige) Premier Romano Prodi gesagt, das schaffen wir aber nicht, das können wir uns nicht leisten, unsere Wirtschaft ist dafür nicht ausgelegt und nicht fit genug!
Worauf Francoforte und Helmut gesagt haben, aber gehn'S weiter, Herr Prodi, machen'S das einfach so wie wir, und lassen sie das das Volk bezahlen. Erhöhen Sie einfach die Steuern, und das Loch ist gestopft.
Prodi hat noch gesagt, Steuererhöhung könnt ihr in Deutschland mit eurem geduldigen und alles verzeihenden braven Volk machen, aber in Italien wählt mich dann kein Schwein mehr!!! (womit er letzlich auch recht gehabt hatte).
Naja, der Druck wurde stärker, Prodi hat die EURO-Steuer eingeführt, die wir komischerweise heute noch zahlen, und schon war das übel riechende Italien zum EU-Musterknaben geworden.
Also Italiener sind GUTE Europäer!
Da ich aber keine Steuern zahle, auch keine Euro-Steuer, bin ich ein ganz schlechter. Aber jedes Volk braucht auch seine Negativbeispiele .. können ja nicht alle nur gut sein! har har har